NOVUM

Lust am Lernen

Kurt Ranger arbeitete schon in vielen Bereichen und so war es selbstverständlich, daß auch Ranger Design eine interdisziplinäre Auffassung von Gestaltung vertreten würde. Das 1998 gegründete Büro versammelt Architekten und Innenarchitekten sowie Szenografen, Grafik- und Produktdesigner und hat sich auf Projekte für Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft spezialisiert. In den letzten Jahren haben sich die Stuttgarter vorwiegend einen Namen in puncto Ausstellungsgestaltung gemacht, doch die Anforderungen sind dadurch nicht weniger geworden. Die Beschäftigung mit sehr unterschiedlichen Themen ist es jedoch, die den Beruf für Kurt Ranger liebenswert macht, sich auf etwas Neues einzulassen, es zu verstehen und daraus die Gestaltung zu entwickeln. Dadurch entstehe eine “innere Qualität“, erklärt er, die sich zwar nicht fotografieren, aber sehr wohl spüren lasse. Ähnlich wie bei einem Film merke der Betrachter, ob ein Drehbuch stimmig ist oder sich Patzer eingeschlichen haben.
Das Wissen eignen sich die Kreativen an, indem sie mit Auftraggebern und Experten in Dialog treten. „Wir lesen und hören uns ein, wollen aber nie selbst zu Fachleuten werden“, sagt Ranger, „denn es geht auch darum, quasi als erster Besucher einer Ausstellung deren Inhalte und Aufbereitung “barrierefrei“ vermittelt zu bekommen“. Was interessiert mich, was könnte andere Menschen interessieren? Diese Frage steht am Anfang eines Projektes und führt oft zu neuen Blickwinkeln. Für den Kunden Birk, das Bad entwickelte Ranger Design beispielsweise den Salone No4, eine Bäderwelt, die sich ganz anders präsentiert als herkömmliche Verkaufsausstellungen. Ein didaktischer Anspruch war den Gestaltern wichtig und so wurden nicht nur viele weitere Partner einbezogen, der Besucher sollte neben Produktinformationen auch Gestaltungswissen an die Hand bekommen. Das szenogafische Konzept beruht deshalb auf übergeordneten Themen wie Farbe, Material, Form, Sinne, Licht und Funktion und bei einem Rundgang lässt sich zum Beispiel die Wirkung von Farbkontrasten erfahren, wie sie Le Corbusier entwickelt hat. Sehen, fühlen, erleben – nicht nur Privatleute lassen sich inspirieren, auch Architekten und Handwerker nutzen den Salone No4 für Ihre Planung.
Nach der Bäderwelt stellt Ranger Design derzeit die FC Bayern Erlebniswelt fertig, ein Kontrast, der größer nicht sein könnte. Das Ergebnis wird anders, aber nicht minder stimmig sein, denn auch hier stand die agentureigene Philosophie an erster Stelle: Inhalt, Form und Vermittlung als Einheit begreifen. cm